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Titel des Dokuments: Josef Jakubowicz (1925-2013)
 

Josef Jakubowicz:
Er überlebte elf Zwangsarbeits- und Konzentrationslager und kämpfte bis ins hohe Alter gegen Alt- und Neonazis

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Im Jahr 2005 besuchte Josef Jakubowicz das erste Mal eine KZ-Gedenkstätte. Birgit Mair begleitete ihn zu einer offiziellen Gedenkfeier nach Flossenbürg. Dort war er als Jugendlicher für einige Wochen eingesperrt gewesen. Foto: Birgit Mair)
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Als dieses Foto im Jahr durch Zufall auftauchte, war Herr Jakubowicz außer sich vor Freude und traurig zugleich. Abgebildet sind die drei Töchter seiner Schwester, mit denen er als Kind gespielt hatte und die er sehr mochte. Sie lebten bis zur Deportation durch die Nationalsozialisten in direkter Nachbarschaft in Oswiecim. Rosa, Frieda und Jutta Schmelz wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Josef Jakubowicz wurde am 10. Oktober 1925 in Oswiecim geboren und starb am 22. Mai 2013 in Neumarkt in der Oberpfalz. Er wurde verfolgt, weil er aus einer jüdischen Familie kam. Durch viel Glück und die Hilfe anderer überlebte er elf Zwangsarbeits- und Konzentrationslager, darunter Markstädt, Fünfteichen, Rava-Ruska, Groß-Rosen, Flossenbürg, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen.

Birgit Mair hat von 1998 bis 2013 mit ihm gearbeitet, etwa fünfzig Zeitzeugenveranstaltungen mit ihm durchgeführt, eine Wanderausstellung über sein Leben erstellt sowie mehrere Filmprojekte unterstützt. 2006 war sie mit ihm in seiner Heimatstadt Oswieim und hat zahlreiche Fotos gemacht. Es existieren O-Ton-Mitschnitte aus den Jahren 1998 und 1999 sowie Filmmitschnitte aus späteren Jahren. Herr Jakubowicz beteiligte sich auch aktiv an Demonstrationen gegen Neonazis in Gräfenberg, Pommersfelden und Nürnberg. Auch hiervon existieren Fotos.

Es dauerte mehrere Monate, bis Birgit Mair gemeinsam mit Josef Jakubowicz den Stammbaum seiner Familie rekonstruiert hatte. Die Erinnerung an die Familie viel dem Überlebenden sehr schwer. Er verlor 34 Familienmitglieder, darunter seine Eltern und die Geschwister. Der Stammbaum ist im 2006 von Birgit Mair verfassten Buch "Überlebensberichte von Josef Jakubowicz - eine biographische Analyse" abgedruckt. Das knapp 200-seitige Buch ist vergriffen und soll mit Hilfe von Spendengeldern neu gedruckt werden.




Im Jahr 2011 beteiligte sich Josef Jakubowicz an einer Kundgebung gegen ein extrem rechtes "Lesertreffen" im Schloss Pommersfelden. Links im Bild ist Birgit Mair zu sehen, rechts Rose Wanninger, die Lebensgefährtin des Holocaust-Überlebenden. (Foto: ISFBB e.V.)