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Titel des Dokuments: Horst Bernard
 

Horst Bernard

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Horst Bernard in seiner Wohnung in Saarbrücken (Foto: Birgit Mair, April 2021)

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Horst Bernard als Kleinkind (Foto: Privatarchiv Horst Bernard)
Horst Bernard wurde 1932 in Bischmisheim bei Saarbrücken als Kind eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter geboren. Die Eltern waren im saarländischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv. Nachdem das Saarland 1935 nationalsozialistisch wurde, floh der Vater ins Exil nach Frankreich. Die Mutter wurde von den Nazis unter Druck gesetzt, ihren Ehemann zurückzuholen. Mit ihren zwei kleinen Kindern machte sie sich auf den Weg nach Luchon in den mehr als eintausend Kilometer von Saarbrücken entfernten Pyrenäen, wo die französischen Behörden den Vater hingeschickt hatten. Ab August 1935 lebte die Familie in Agen, wo sie Hilfe von anderen erhalten hatte und selbst anderen Flüchtlingen half. Das 1940 auf französischem Boden geborene Brüderchen änderte den Rechtsstatus der Familie zu ihren Gunsten. Nachdem der südliche Teil Frankreichs im November 1942 besetzt worden war, musste der Vater in die Illegalität untertauchen. 1944 wurde die Mutter von der Militärverwaltung verhört, die Gestapo durchsuchte ihre Wohnung. Nun musste auch sie mit den zwei kleinen Kindern untertauchen. Ihr ältester Sohn Horst wurde bei einem alten Ehepaar untergebracht, das mit der französischen Widerstandsbewegung Resistance sympathisiert hatte. Besonders belastend für den Jungen, der in Agen ein Gymnasium besuchte, war folgende Situation: Einmal in der Woche ging er zu einem bestimmten Zeitpunkt in Agen auf einem Boulevard auf und ab, um seinen Vater zu sehen. Sie gingen auf unterschiedlichen Straßenseiten und nickten sich zu. Sie durften nicht miteinander sprechen, damit Horst nicht in Verbindung mit seinem jüdischen Vater gebracht wird. Im Alter von zwölf Jahren entging Horst Bernard knapp dem Tode. Er konnte fliehen, als die SS auf der Beerdigung eines bekannten Widerstandskämpfers der Resistance-Gruppe "Libération" auf dem Friedhof in Fengarolles um sich geschossen und zahlreiche Menschen verhaftet hatte.

Horst Bernard lebt heute wieder im Saarland. Er spricht deutsch und französisch und engagierte sich auch in der Nachkriegszeit gegen Alt- und Neonazis, verfasste mehrere Bücher und traf zahlreiche andere KZ-Überlebende. Birgit Mair besuchte den 88-Jährigen im April 2021 in Saarbrücken, filmte Teile seiner Lebensgeschichte und machte Fotos. Seit April 2021 beteiligt er sich an unserem Zeitzeugenprogramm. Er kann telefonisch zugeschaltet oder ggfs. mit Hilfe unseres Kooperationspartners in Saarbrücken über Zoom zugeschaltet werden.
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Familie Bernard 1941 in Frankreich (Foto: Privatarchiv Horst Bernard, abfotografiert von Birgit Mair 2021)

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Horst Bernard mit Dokumenten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges (Foto: Birgit Mair)

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Leander und Irene Bernard, die Eltern von Horst Bernard, kämpfen gemeinsam mit der Resistancegruppierung "Libération" in Frankreich gegen die Nationalsozialisten. Sie engagierten sich unter anderem in der "Union Immigrés allemands antinazis" und halfen zahlreichen anderen Geflüchteten. Der jüdische Vater entging durch die Hilfe anderer der Vernichtung (Foto: Privatarchiv Horst Bernard)

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Neujahrskarte aus dem Jahr 1939 (Dokumente aus dem Privatarchiv Horst Bernard, abfotografiert von Birgit Mair)

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