Adresse des Dokuments: https://www.die-letzten-zeugen.de/Eva-Weyl_index60.htm.htm Titel des Dokuments: Eva Weyl
Eva Weyl
Eva Weyl als Kind mit ihrer Puppe (Foto: Privatbesitz Eva Weyl)
Eva Weyl im April 2022 im Keukenhof in den Niederlanden (Foto: Birgit Mair)
Eva Weyl wurde 1935 im niederländischen Arnhem geboren und kommt aus einer jüdischen Familie. Ihr Großvater hatte das im Zentrum der nordrhein-westfälischen Stadt Kleve gelegene Kaufhaus Weyl geführt. Der Vater war ebenfalls in der Kaufhausbranche tätig und hatte diesbezüglich in Aachen, Berlin und Köln Erfahrungen gesammelt, unter anderem bei Tietz. Ende 1934 zogen die Eltern aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Arnhem, wo sie noch einige Jahre ein Damentextilgeschäft führen konnten. Die beiden bereits verwitweten Großväter zogen nach der Pogromnacht 1938 ebenfalls zu Eva Weyls Familie ins Nachbarland.
Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 wurde in Westerbork ein bereits existierendes Flüchtlingslager in ein KZ-Durchgangslager für Jüdinnen und Juden umfunktioniert. In dieses Lager wurde Eva mit ihren Eltern Ende Januar 1942 deportiert. Elf Monate später lieferte man beiden Großväter dort ein. Diese wurden im Folgejahr nach Theresienstadt geschickt und überlebten. Mehr als neunzig Eisenbahntransporte mit Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma gingen von Westerbork aus nach Theresienstadt und Bergen-Belsen sowie in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Sobibor. Von den 107.000 Frauen, Männern und Kindern, die von Westerbork aus deportiert wurden, überlebten nur etwa fünftausend. Eva Weyl und ihre Eltern entgingen mit viel Glück der Vernichtung. Detailliert beschreibt die Zeitzeugin die perfide Scheinwelt des Lagers. Mit Lügen und Beschwichtigungsmethoden versuchte die Lagerleitung, die zu Tode Geweihten in Sicherheit zu wiegen, um Widerstand zu verhindern.
Frau Weyl kommt aus einer deutschen Familie. Dennoch galt sie bis zum Jahr 1950 als staatenlos. Die Niederländerin spricht holländisch und deutsch. Die Familie der Mutter stammt aus Freiburg im Breisgau, die des Vaters aus Kleve. Frau Weyl tritt unter anderem mit der Enkeltochter des ehemaligen KZ-Lagerkommandanten von Westerbork auf. Wie viele andere Holocaust-Überlebende ist auch sie der Meinung, dass die junge Generation keine Schuld für die Verbrechen ihrer Vorfahren hat, jedoch die Verantwortung hat, die Vergangenheit zu kennen, um so an einer besseren Zukunft zu arbeiten.
Frau Weyl beteiligt sich seit April 2021 an unserem Zeitzeugenprogramm. Sie kann mit Bild via Zoom zugeschaltet werden.
Eva Weyl beim Online-Zeitzeugengespräch im Jahr 2021
Die 85-jährige Eva Weyl beim Online-Zeitzeugengespräch (Screenshot Birgit Mair, grafische Bearbeitung Ralph Dobratz, ISFBB e.V., April 2021)