Charlotte Knobloch - Sie überlebte den Holocaust durch die Hilfe anderer im fränkischen Arberg
Charlotte Knobloch (geb. Neuland) als "Lotte Hummel" im mittelfränkischen Arberg 1944. Der Mann im Hintergrund ist Bauer Hummel. (Fotograf unbekannt: Reproduktion Birgit Mair August 2021, veröffentlicht mit Einverständnis von Charlotte Knobloch)
Charlotte Knobloch im Alter von 89 Jahren im Mai 2022 in Nürnberg (Foto: Birgit Mair)
In unserer Filmreihe "Die letzten Zeugen" sehen Sie ein Gespräch mit der damals 88-jährigen Holocaust-Überlebenden Charlotte Knobloch. Schwerpunkt des Gespräches war der Verlust ihrer Familie sowie ihr Überleben unter falschem Namen im mittelfränkischen Bauerndorf Arberg. Das Interview führte Birgit Mair am 19. August 2021 in den Räumen der israelitischen Kultusgemeinde München. Hier können Sie das Interview ansehen (Dauer: 45 Minuten):
Idee und Umsetzung: Birgit Mair, 2021
Copyright: Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. Nürnberg
Wir danken Charlotte Knobloch und allen Beteiligten. Dank an alle, die bisher für "Die letzten Zeugen" gespendet haben und damit diese Arbeit ermöglichen.
Kurzbiographie Charlotte Knobloch
Charlotte Knobloch wurde 1932 in München als Charlotte Neuland geboren. Ihre Mutter war zum Judentum übergetreten, ließ sich aber auf Druck der Nazis vom jüdischen Vater der Zeitzeugin scheiden. Ihre geliebte Großmutter, Albertine Neuland, wurde am 19. Januar 1944 in Theresienstadt ermordet. Ihr Vater, Fritz Neuland, musste Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie leisten. Zuvor initiierte er eine Rettungsaktion für sein einziges Kind. Charlotte überlebte unter falschem Namen und einer erfundenen Identität von 1942 bis 1945 bei einer Bauernfamilie im mittelfränkischen Arberg.
Charlotte Knobloch bereitete nach dem Krieg zunächst eine Auswanderung vor, blieb schließlich aber doch in München. Sie war von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und bekleidet seit 1985 das Amt der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
Ihre Retterin, Kreszentia Hummel, wurde in Yad Vashem posthum als Gerechte unter den Völkern geehrt. In der St. Blasius-Kirche Arberg erinnert eine Gedenktafel an diese Überlebens- und Widerstandsgeschichte.
Auftaktveranstaltung "1700 Jahre jüdische Geschichte im deutschsprachigen Raum": Online-Gespräch von Birgit Mair mit Charlotte Knobloch am 15. Juli 2021, gestreamt aus dem Erlanger Rathaus
Im hier veröffentlichten Video ist ein Gespräch von Birgit Mair mit der online zugeschalteten Holocaust-Überlebenden Charlotte Knobloch am 15. Juli 2021 im Erlanger Rathaus zu sehen. Nach den Grußworten des Erlanger Oberbürgermeisters Dr. Florian Janik und Frau Frau Ester Limburg-Klaus von der Jüdischen Gemeinde Erlangen kommt ab Minute 18 Frau Knobloch zu Wort. Das Gespräch mit Frau Knobloch dauert eine Stunde. Es geht um die Pogromnacht 1938 in München, die Erinnerungen der Zeitzeugin an den Abschied von ihrer geliebten Großmutter Albertine Neuland und an die Zeit, in der Charlotte als Jugendliche unter falschem Namen im mittelfränkischen Arberg mit Hilfe couragierter Menschen überlebte. Auch die Nachkriegszeit wurde beleuchtet. Diskutiert wurde unter anderem über den Umgang mit so genannten "Judensäuen" die abwertenden Reliefs, die immer noch verschiedene Gebäude in Deutschland verunstalten. Frau Knobloch berichtete von ihren Erinnerungen an die Holocaust-Überlebenden, die bei einem bis heute unaufgeklärten Brandanschlag am 13. Februar 1970 im Haus der jüdischen Gemeinde in München ums Leben kamen. Einige von ihnen kannte sie persönlich.
Die Online-Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde Erlangen fand in Kooperation mit dem Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. und der Stadt Erlangen statt. Mehr als 130 Interessierte waren online zugeschaltet. Die Stadt Erlangen stellte uns den Mitschnitt des Gesprächs zur Verfügung, die jüdische Kultusgemeinde Erlangen und Charlotte Knobloch erlaubten uns die Veröffentlichung. Hierfür bedanken wir uns herzlich.
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